Allgemeine Infos
Originaltitel:
Unter Tränen gelacht – Mein Vater, die Demenz und ich
Originalsprache:
Deutsch
Autor/in:
Bettina Tietjen
Verlag:
Piper
Einzelband/Teil
einer Reihe: Einzelband
Reihe: ///
Teil: ///
Genre:
Lebenserfahrung, Lebensgeschichte
Erscheinungsjahr:
2015
Seiten: 304
ISBN:
9783492056427
Klappentext:
In diesem sehr persönlichen Buch erzählt Bettina Tietjen von der
Demenzerkrankung ihres Vaters, vom ersten "Tüdeln" bis zur totalen
Orientierungslosigkeit. Offen und liebevoll beschreibt sie die Achterbahn ihrer
Gefühle, einen geliebten Menschen zu verlieren, aber auch ganz neu
kennenzulernen, und die vielen komischen Momente, in denen sie trotz allem
herzhaft zusammen lachen konnten. Bettina Tietjen musste lernen, dass Demenz
ein Zustand ist, der ganz allmählich von einem vertrauten Menschen Besitz
ergreift. Zuerst merkt man es nicht, dann will man es nicht wahrhaben. Schließlich
muss man lernen, es zu akzeptieren. Denn trotz aller Herausforderungen ist
Bettina Tietjen überzeugt: Demenz ist nicht nur zum Heulen, sondern kann auch
Denkanstoß und Kraftquell sein.
Meine Lesestatistik:
Zugangsart:
Geschenk
Zugangsjahr:
2018
Status:
Gelesen
Lesesprache:
Deutsch
Format: Taschenbuch
Zu lesen
begonnen: 04.02.2018
Beendet am: 05.02.2018
Gebraucht: 2
Tage
Meine Meinung
Die
Rezension zu diesem Buch fällt mir nicht gerade leicht. Das Buch hat mich
emotional mitgenommen, und gegen Ende habe ich mit dem Gedanken gespielt, es
abzubrechen. Und das nicht, weil das Buch nichts für mich war. Im Gegenteil,
die Geschichte hat mich sehr berührt. Ich habe mit der Autorin und ihrer
Familie gelitten.
Die Autorin
beschreibt authentisch über das Leben mit ihrem demenzkranken Vater Burchard
Schniewind. Er wurde 1924 geboren. Mit 18 Jahren meldete er sich zur Marine.
Später lernte er Architekt. Sein Kriegstrauma hat er mit der Religion versucht,
zu verarbeiten. Seine Frau ist früh an Krebs gestorben.
Nach dem Tod
der Mutter hat sich die jüngere Schwester vorwiegend um den Vater gekümmert, der
nur zwei Häuser weiter gewohnt hat.
Die Autorin
beschließt, ihren Vater in Hamburg in einem Seniorenheim unterzubringen,
nachdem er nicht mehr allein zuhause wohnen kann.
Die
Lebensgeschichte wird nicht chronologisch erzählt. Die gegenwärtige Handlung
hat die Autorin im Präsens geschrieben. Immer wieder rückt sie Erinnerungen
ein, etwa, wie das mit der Demenz angefangen hat, die die Familie zunächst
nicht erkannt hat. Das ist dann im Präteritum. So kann man die zeitliche
Handlung gut unterscheiden.
Die Autorin
beschönigt nichts. Man merkt, wie sie manchmal verzweifelt war, und sich
vielleicht sogar hilflos und überfordert fühlte. Aber sie zeigt auch auf, wie
eng eine Familie dadurch zusammenrücken kann. Und dass man auch schöne Momente
gemeinsam erleben kann, selbst wenn sich der Demenzkranke später nicht mehr
daran erinnern kann.
Die Autorin
schreibt einfühlsam und ehrlich. Es hat mich beeindruckt, dass sie zugibt, dass
sie sich nie großartig Gedanken gemacht hat, dass sich ihre Schwester zwanzig
Jahre lang um den Vater gekümmert hat. Erst als sie selbst hautnah miterlebt,
wie es ist, erkennt sie, was ihre Schwester geleistet hat. Diese Situation ist
anschaulich beschrieben. Man spürt, dass die Autorin eine Art schlechtes
Gewissen hat, und dass sie eifersüchtig ist, wenn sie ihre Schwester und ihren
Vater so vertraut zusammensieht.
Sie lieben ihren Vater, das merkt man, und sie tun alles,
damit es ihm gutgeht. Die letzte und schwierigste Entscheidung treffen sie
gemeinsam. Dieses letzte Kapitel hat mich besonders berührt.
Überhaupt
musste ich während des Lesens mit den Tränen kämpfen.
In der
Buchmitte sind 21 farbige Fotos enthalten, die vor allem den Vater zeigen, als
Kleinkind, als Marinesoldaten, aber auch die Mutter, das Haus der Großeltern.
Außerdem sind zehn Zeichnungen abgebildet, die Herr Schniewind während seiner
letzten Jahre gezeichnet hat. Das fand ich besonders schön.
Fazit: Eine einfühlsame, wahre
Geschichte, die traurig macht, aber gleichzeitig auch Hoffnung gibt.
Bewertung: Ohne (Dieses Buch
beruht auf wahren Begebenheiten, erzählt die Lebensgeschichte eines Menschen, und daher sehe ich von einer Bewertung ab.)
Eine sehr schöne Rezension! Toll, dass Dich das Buch so berührt hat, Du hast mir richtig Lust gemacht, es zu lesen. Ich sehe Frau Tietjen sehr gern als Moderatorin und irgendwie ist es beruhigend zu erfahren, das auch solche "Promis" Probleme haben. Auch wenn mich das Thema Demenz im näheren Umfeld derzeit (noch?) nicht betrifft, ist es doch ein zunehmendes Phänomen und es kann sicher nicht schaden, sich darüber zu informieren.
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