Montag, 15. Januar 2018

Gebell zu: Das Geheimnis der Hebamme


Allgemeine Infos
Originaltitel: Das Geheimnis der Hebamme
Originalsprache: Deutsch
Autor/in: Sabine Ebert
Verlag: Knaur
Einzelband/Teil einer Reihe: Reihenauftakt
Reihe: Hebammen-Saga
Teil: 1
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsjahr: 2006
Seiten: 648
Preis: Taschenbuch: 10,99 €, Ebook 9,99 €
ISBN: 978-3-426-63412-7
Klappentext: Weil sein Sohn tot geboren wurde, will Burgherr Wulfhart der jungen Hebamme Marthe Hände und Füße abschlagen lassen. Nur mit knapper Not gelingt ihr die Flucht aus ihrem Dorf. Um zu überleben, schließt sie sich einer Gruppe fränkischer Siedler an, die ostwärts in die Mark Meißen ziehen, um sich dort in noch unerschlossenem Gebiet ein neues, besseres Leben aufzubauen. Anführer der Siedler ist der Ritter Christian, der mehr und mehr von Marthe und ihrem Heilwissen fasziniert ist. Doch dies erregt auch die Aufmerksamkeit von Christians erbittertstem Feind, einem einflussreichen Ritter in Diensten des Meißner Markgrafen Otto von Wettin. Da wird in Christians Dorf Silber gefunden…

Meine Schnüffelstatistik:
Zugangsart: Geschenk
Zugangsjahr: 2016
Status: gelesen
Lesesprache: Deutsch
Format: Ebook
Zu lesen begonnen: 19.12.2017
Beendet am: 01.01.2018
Gebraucht: 14 Tage

Lob und Tadel
Titel: Der Titel ist in Ordnung. Marthe ist eine Art Hebamme. (Ich hätte sie eher Kräuter-Heilkundige genannt.) Und ja, sie hat ein Geheimnis.
Cover: Mir gefällt weder das alte noch das neue Cover. Das erste passt allerdings zur Geschichte. Da hält sich die Person ein Buch vor die Nase. Marthe hat Angst, von Wulfhart gefunden zu werden, und sie will nicht, dass jemand ihr Geheimnis erfährt. Das neue Cover soll den gesellschaftlichen Stand von Marthe zeigen. Da ich mich in diesem Fall nicht auskenne, kann ich nichts dazu sagen.
Einstieg: Der Einstieg ist mir nicht leicht gefallen, was allerdings an mir selbst gelegen hat. Das Buch hat so viele Seiten, dass ich es nicht so richtig lesen wollte. Da kann natürlich die Geschichte nichts dafür. Denn eigentlich beginnt sie sofort spannend: Marthe versucht, das Ungeborene zu retten, und muss schließlich fliehen. Die Handlung startet also sofort, und das gefällt mir.
Idee und Umsetzung: Die Idee, einen Roman zu schreiben, der mit dem Silberfund bei Meißen zu tun hat, gefällt mir. Die Umsetzung ist gelungen. Die Autorin verbindet reale Begebenheiten mit Fiktion.
Schreibstil und Stilmittel: Der Schreibstil ist einfach, und das Buch lässt sich flüssig lesen. Als ich die vielen Seiten ignoriert und mich auf die Geschichte eingelassen habe, konnte ich das Buch flott lesen. Für die letzten 450 Seiten habe ich zwei Tage gebraucht. Davor hatte ich es etwas schleifen lassen. Die Dialoge waren mir manchmal zu modern. Ich habe mir gedacht, dass man so im Mittelalter eher nicht gesprochen hat.
Gestaltung: Das Buch ist in vier Teile, und diese wiederum in mehrere Kapitel aufgeteilt. Diese befassen sich dann z. B. mit der Reise (dem Siedlerzug) oder der Ankunft in der neuen Heimat.
Charaktere:
Marthe: Es gibt nichts, was die Vierzehnjährige nicht kann, abgesehen davon, sich selbst zu retten (alle anderen dagegen schon). Sie ist nicht nur Hebamme; sie kennt sich auch mit Kräutern aus und kann die unterschiedlichsten Krankheiten heilen. Das hat auch mit ihrem Geheimnis zu tun. Außerdem ist sie so eine Protagonistin, die sich ihrer Schönheit nicht bewusst hat, obwohl wirklich jedes männliche Wesen auf sie steht. Mir war das alles zu viel des Guten, aber ich habe es akzeptiert.
Christian: Er ist Ritter und Gründer des neuen Dorfes. Er ist mutig und gerecht, allerdings fand ich ihn ansonsten blass.
Lukas: Er ist Christians Knappe und war mir sympathischer als der Ritter. Insgesamt war er mir aber auch zu farblos.
Hedwig: Sie ist eine historische Person und die Frau des Markgrafen Otto. Wie sie dargestellt wurde, hat sie sich zu einer meiner Lieblingsfiguren entwickelt. Sie ist eine kluge Frau, die nicht einsieht, dass eine Frau nur dazu da sein soll, um Kinder auf die Welt zu bringen. Sie will als gleichwertig angesehen werden und mischt sich auch in die Geschäfte ihres Mannes ein, wobei sie meist die besseren Vorschläge hat.
Randolf: Er ist der Antagonist, ein eiskalter, skrupelloser Mann. Wie von der Autorin beabsichtigt, ist er mir mehr als unsympathisch. Er hat einen Stein, wo andere ein Herz haben.
Handlung: Marthes Fähigkeiten sind überzogen. Sie ist eine Wunderheilerin. Ich habe schon erwartet, dass sie nur schnipsen muss, um die Verletzung/Krankheit zu heilen.
Jeder, der sie trifft, ist fasziniert von ihr, so auch Ritter Christian und sein Knappe Lukas. Die beiden müssen Marthe ständig retten, obwohl sie doch ihr Geheimnis hat. Wer Marthe nicht mag, ist automatisch ein böser Mensch. Die guten Menschen im Buch sind Marthe restlos ergeben.
Ansonsten ist die Handlung klar strukturiert und baut aufeinander auf. Historische Personen tauchen auf.
Grausamkeiten werden teils ausführlich beschrieben. Das ist natürlich Geschmackssache. Ich glaube aber schon, dass das Mittelalter brutal war und vor allem Frauen schlecht behandelt wurden. Beschönigen sollte man das auch nicht.
Marthe wird als Hexe verschrieben. Die Autorin erklärt im Nachwort, dass es dieses Wort zu der Zeit noch gar nicht gab, nennt jedoch Gründe, warum sie es trotzdem verwendet hat. Das hat mir gefallen, und ich konnte gut damit leben.
Abgesehen von Marthes Gabe fand ich die Handlung (die Beschreibung des Umzugs, den Aufbau des Dorfes, das Leben in der neuen Handlung) realistisch. Das hätte wirklich so passiert sein können.
Spannung und Lesespaß:  Ich muss sagen, dass ich es gerne gelesen habe, vor allem, ab dem Zeitpunkt, an dem die Siedler den Dunklen Wald erreichen. Es war spannend, die Menschen auf ihrer Reise zu begleiten. Sie mussten Gefahren durchstehen, und auch in ihrer neuen Heimat ist es nicht sicher.
Ich habe gerne verfolgt, wie Christiansdorf entsteht, wie das erste Silber entdeckt wird. Bisher habe ich noch kein Buch gelesen, das im 12. Jahrhundert in Freiberg und Umgebung spielt. Es war interessant, etwas über diese Zeit zu erfahren. Auch das Nachwort hat mir gefallen. Hier erklärt die Autorin, wie sie die wahren Geschehnisse mit der Fiktion verflochten hat. So erfährt man auch etwas über die historischen Personen.
Mich hat vor allem das Leben der Siedler interessiert. Über die verschiedenen Dorfbewohner hätte ich gern mehr gelesen.
Mein erster Gedanke, nachdem ich das Buch beendet habe: Besser, als ich erwartet habe.
Fazit: Eine spannende Reise in die mittelalterliche Landesgeschichte von Sachsen.
Bewertung

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