Montag, 27. Mai 2024

Mein Erlebnis-Bericht zu... Jekyll & Hyde - Das Musical

 


Veranstaltung: Jekyll & Hyde
Art der Veranstaltung: Musical
Ort: Staatstheater Darmstadt
Datum: 25.05.2024
Beginn: 19:30 Uhr
Einlass: 18:30 Uhr


Am Samstag hat meine Schwester ihr diesjähriges Geburtstagsgeschenk eingelöst. Ich habe ihr Tickets für das Musical Jekyll & Hyde geschenkt.
Die ursprünglichen Termine waren alle ausverkauft, aber ich konnte Karten in Reihe 5 für eine Zusatzvorstellung - die letzte der aktuellen Spielzeit - ergattern.
Den Weg zum Theater haben wir gut gefunden. Als wir den 4,- €-Theatertarif zum Parken bezahlen wollten, stand allerdings am Automaten, dass es im Moment nicht möglich ist und wir erst das Ticket im Theaterfoyer rabattieren lassen müssen. Das war ganz einfach. Im Foyer standen Automaten, in die man die Tickets einsteckte. Dann ging man zurück ins Parkhaus und bezahlte nur die pauschale Gebühr von 4,- €.
Der Theatersaal überraschte mich mit sehr steil ansteigenden Reihen. Obwohl ich ja nun wirklich kein großer Mensch bin und die Person vor mir groß war, konnte ich locker über den Kopf hinwegsehen. Ich hatte eine perfekte Sicht auf die Bühne.


Die Buchvorlage habe ich gelesen. Allerdings ist das schon ein paar Jahre her, und so kann ich mich nicht mehr an die ganz genaue Handlung erinnern. 

Die Rollen

Henry Jekyll / Edward Hyde: Alexander Klaws

Jekyll ist ein netter, intelligenter Wissenschaftler. Man könnte fast sagen, dass er schon etwas langweilig ist. Böse Zungen fragen sich, was seine Verlobte nur an ihm findet.
Jekyll möchte beweisen, dass es möglich ist, den bösen vom guten Teil in jedem Menschen zu trennen, doch es wird ihm untersagt, Experimente an Patienten durchzuführen. Er beschließt schließlich, das Mittel an sich selbst zu testen und dokumentiert alles.
Er verwandelt sich in Edward Hyde. Dieser ist das genaue Gegenteil des Wissenschaftlers und gewinnt immer mehr die Überhand. Das Experiment gerät außer Kontrolle. Hyde ist ein skrupelloses Monster, das Spaß beim Töten hat und mich an die bösen Scythe aus der gleichnamigen Reihe erinnert hat. Ich würde diesen Charakter mit Scythe Goddard gleichsetzen.
Dieser ständige Wechsel zwischen dem netten, spießigen Jekyll und dem skrupellosen Hyde gelingt dem Darsteller sehr gut. Durch seine veränderte Mimik, Gestik, Stimmlage und Gangart glaubt man tatsächlich, dass ein ganz anderer Mensch auf der Bühne steht.
Die unterschiedliche Stimme zeigt sich auch beim Gesang. Hyde singt dunkler, düsterer, unfreundlicher.
Nach der Pause geht es erst mal nicht weiter. Irgendwann taucht ein Mann vom Theater auf und teilt mit, dass es sich noch etwas verzögert, weil es verletzungsbedingt eine Umbesetzung gibt. Ein paar Minuten später teilt der Intendant mit, dass sich Alexander Klaws beim Sprung auf die Couch am Ende des ersten Aktes verletzt hat, aber beschlossen hat, den zweiten Akt durchzuziehen, wofür es vorab schon mal großen Applaus gibt.
Ich muss sagen, hätte der Intendant das nicht erzählt, hätte ich von einer Verletzung nichts gemerkt. Es hieß, der Darsteller dürfte nicht mehr springen oder die Treppe runterlaufen. Genau das hat dieser aber getan. Respekt dafür, dass er es durchgezogen und sich nichts anmerken gelassen hat.

Gabriel John Utterson: Livio Cecini

Ich weiß noch, dass Utterson der eigentliche Protagonist ist. Im Buch kommt er nach und nach dem Geheimnis von Hyde auf die Schliche.
Im Musical würde ich dagegen sagen, dass er ein Freund des Protagonisten (Henry Jekyll) ist. Er ist ein netter und hilfsbereiter Mensch, der Jekyll unterstützt, etwa, als er Lucy den Brief bringt, damit diese schnellstmöglich die Stadt verlässt und vor Hyde sicher ist.
Die Rolle wird von Livio Cecini überzeugend dargestellt. Ich nehme ihm die Freundschaft zu Jekyll ab und glaube ihm, dass er dessen letzte Bitte nicht erfüllen kann.

Lisa Carew: Barbara Obermeier

Lisa Carew kommt im Buch nicht vor. Sie ist die Verlobte von Henry Jekyll. Sie ist eine freundliche Person, die ihn wirklich liebt. Sie steht zu ihm, egal, was andere von ihm halten.
Barbara Obermeier spielt diese Rolle glaubwürdig. Ich nehme ihr ihre Liebe zu Jekyll jederzeit ab, auch ihre Verzweiflung und Trauer am Ende des Stückes. Ihre klare, helle Gesangsstimme passt zur lieblichen Lisa.

Lucy Harris: Stefanie Köhm

Auch Lucy Harris gibt es in der Buchvorlage nicht. Sie arbeitet in der Roten Ratte, wo sie die Hauptattraktion ist. Allein schon durch ihre Kleidung unterscheidet sie sich von der sittsamen Lisa. Sie ist selbstbewusst und weiß, was sie will, zeigt aber auch eine verletzliche Seite. Sie verliebt sich in Jekyll und hofft, dass er ihr hilft, dem fiesen Besitzer der Bar zu entkommen.
Stefanie Köhm habe ich 2023 in Mainz als Ronette (Der kleine Horrorladen) gesehen. Damals habe ich erwähnt, dass ich sie stimmlich hervorragend fand. Das unterschreibe ich für diese Vorstellung ebenso.
Die Rolle der Lucy mit ihren verschiedenen Facetten spielt sie sehr glaubwürdig.

Auch die anderen Rollen sind passend besetzt. Sie alle einzeln aufzuzählen, würde den Bericht aber noch weiter verlängern.

Absolut begeistert bin ich vom wandelbaren Bühnenbild. Dieses ist drehbar und dreigeteilt und dient je nach Requisiten und Dekoration als verschiedene Orte.
So ist der Tisch bei einem Teil der Kulisse zu Beginn ein Bett im Krankenhaus, später ist es tatsächlich ein Tisch bei der Konferenz, dann die Bühne in der Roten Ratte oder Lucys Bett in ihrem Zimmer.
Beeindruckend ist selbstverständlich auch das Labor von Jekyll, das bei Bedarf aus dem Boden fährt. 
Unterstützt wird das Bühnenbild vom stimmigen Lichtkonzept, das jede Szene passend beleuchtet. So wird die Bühne z. B. in leuchtendes Rot getaucht, wenn Hyde seiner Mordlust nachgegangen ist. 
Düsteres Licht und Trockeneis sorgen für gruselige Stimmung, und man möchte in dem Moment nicht nachts dort sein.

Die historischen Kostüme gefallen mir sehr gut. Sie sind passend zum Stück und zur jeweiligen Rolle. Die Maske unterstützt dies.
Jekyll trägt z. B. eine Brille und hat die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Hyde dagegen hat die Haare offen, keine Brille und gerne mit Zylinder und Gehstock unterwegs.
Lisa trägt ein hellblaues, langes Kleid und lange, weiße Handschuhe, während Lucy gerne Haut zeigt und in knappen Outfits unterwegs ist.
Die Angestellten tragen typische Kleidung. Die feine Gesellschaft hat sich entsprechend herausgeputzt. Den armen Leuten sieht man an, dass sie kaum Geld haben.

Die Musik gefällt mir sehr gut. Sie passt zum Stück und bietet Balladen ebenso wie düstere Nummern. Das Orchester spielt kraftvoll und gekonnt. Ich finde es einfach schön, ein großes Orchester live zu hören.
Bei dem Lied "Fassade" musste ich allerdings an die Dinnerszene bei Robin Hood denken. Die ersten Takte des Refrains haben mich direkt daran erinnern. Sie klingen komplett identisch. 
Jekyll & Hyde wurde übrigens schon 1990 uraufgeführt und scheint in dem Bezug eine Inspirationsquelle gewesen zu sein.

Das Stück an sich hat mich überzeugt und mir sehr gut gefallen. Ich finde die Handlung spannend und war überrascht, als der Vorhang nach dem ersten Akt runterfuhr. Die 70 Minuten waren wie im Flug vergangen. Mir war es keine Sekunde langweilig gewesen.
In der neuen Spielzeit wird das Stück wieder aufgenommen. Meine Schwester möchte es sich dann nochmals anschauen, und ich bin gerne dabei.



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