Mittwoch, 15. Mai 2024

Mein Erlebnis-Bericht zu... Anatevka

 



Veranstaltung: Anatevka
Art der Veranstaltung: Musical
Ort: Saarländisches Staatstheater
Datum: 12.05.2024
Beginn: 18:00 Uhr
Einlass: 17:00 Uhr

Sicht von meinem Platz aus




Am Sonntag habe ich einen Musical-Klassiker angeschaut, und zwar zum allerersten Mal. Die Geschichte war mir grob bekannt, und die Lieder "Tradition", "Wenn ich ein reicher Mann wär" und "Jente oh Jente" kannte ich.
Ich habe mir aber vorgenommen, mir mehr Stücke in Stadttheatern/Staatstheatern anzuschauen und so Musicals kennenzulernen, die ich vielleicht nicht auf dem Schirm hatte.
Das Parkhaus hat sich leicht finden lassen. Es gibt den Theatertarif - 6 € pauschal für 6 Stunden.
Das Theater wurde 1938 eröffnet, ist also schon über 80 Jahre alt. Ich mag ja alte Theater. Sie haben diesen gewissen Charme.
Wir haben uns für Plätze in Reihe 9 entschieden. Ich konnte so alles sehr gut sehen. Die Reihen sind versetzt und steigen leicht an. Allerdings konnte ich die Mimik nicht mehr ganz so gut erkennen, wenn die Darsteller weiter hinten auf der Bühne standen. Das nächste Mal würde ich mir doch einen Platz weiter vorne auswählen, weil ich einfach immer auf die Mimik achte.



Ein wirklich riesiges Ensemble stand auf der Bühne. Ich würde 40 - 50 Personen schätzen. Das wirkte dann natürlich. Die Anfangsnummer "Tradition" klang so sehr voll und kräftig. Da hatte ich tatsächlich das Gefühl, das ganze Dorf Anatevka ist gerade hier versammelt. Die Szene hat sich jedenfalls ins Gedächtnis gebrannt. Ein Ohrwurm.
Enrico De Pieri den Milchmann Tevje authentisch, dem man anmerkt, dass er seine Töchter liebt, der aber auch an den Traditionen hängt. Das Zusammenspiel mit Christiane Motter, die seine Frau spielte, und den "Töchtern" Nina Links, Bettina Maria Bauer, Annika Steinkamp, Alessia Weyand und Theresa Prinz hat mir sehr gut gefallen.
Die Stimmen konnten mich ebenfalls überzeugen.
Auch die anderen Darsteller spielten glaubwürdig und hatten schöne Stimmen. Sie alle aufzuzählen, würde hier aber den Rahmen sprengen. Es sind einfach zu viele.
Die Inszenierung war kurzweilig und sehr stimmig. Wenn meine Uhr mich nicht täuschte, ging der 1. Akt rund 90 Minuten. So lang kam er mir aber gar nicht vor. Es war immer etwas los auf der Bühne.
Es gab interessante Ideen, wie etwa die Albtraumszene mit Skeletten, Grabsteinen und einer übergroßen Fruma-Sara als Geist. Ich fand es schade, dass bei dieser Szene zwei Leute den Saal verlassen haben und auch nicht zurückkamen. Es hat auch etwas gestört, weil da natürlich Licht von draußen reinkam und kurz abgelenkt hat.
Der Flaschentanz war sehr beeindruckend. Ich dachte ja erst, die Flaschen wären irgendwie am Hut befestigt gewesen, aber dann habe ich gemerkt, dass sie diese darauf balanciert haben. Und dabei haben sie dann noch getanzt. Respekt. Ich könnte nicht nicht mal still stehen, ohne dass mir die Flasche runtergefallen wäre.
Die Hochzeitsszene war schwungvoll und so unbeschwert. Kurz darauf taucht dann die Kaiserlich Russische Armee und zerstört die Einrichtung. Diese Pogrom-Szene ist in Zeitlupe mit flackerndem Licht dargestellt und wirkt so erst recht beklemmend und erschreckend.
Die Thematik ist ernsthaft, denn es geht hier  u. a. um Flucht und Vertreibung. So endet das Stück auch damit, dass alle bei Schnee das Dorf Anatevka verlassen, wobei Tevje noch ein letztes Mal zum spielenden Fiedler auf dem Dach schaut, bevor auch er sich gemeinsam mit seiner Familie auf den Weg nach Amerika macht.
Die ernsthaften und dramatischen Szenen werden durch eine gute Portion Humor aufgelockert. Dieser ist jedoch nicht platt oder unangenehm, sondern ist genau richtig, um für Leichtigkeit im ansonsten bedrückenden Stück zu sorgen.
Die Kostüme sehen sehr authentisch aus und passen zur Zeit der Handlung.
Gemeinsam mit dem beeindruckenden, drehbaren Bühnenbild ergibt sich so ein stimmiges Gesamtwerk. Die bis zu 5 Häuser sind natürlich immer dieselben, wirken aber je nach Stellung und Requisiten unterschiedlich. So sah man mal die Vorderansicht verschiedener Häuser. Durch eine Glocke an der Tür wurde Tevjes Haus zur Schneiderei. Mal sah man das Haus des Milchmanns von innen. In einer anderen Szene wurde das Wirtshaus dargestellt. Mit großer Uhr und Bahnschienen wurde aus der Häuserfront der Bahnhof von Anatevka.
Mir hat das Musical wirklich sehr gut gefallen. Es hat eine stimmige, zeitlose Geschichte, die jederzeit nachvollziehbar ist, Charaktere mit Wiedererkennungswert und passende Musik.

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