Freitag, 3. Mai 2024

Mein Erlebnis-Bericht zu... Robin Hood - Das Musical in der Alten Oper Frankfurt



Veranstaltung: Robin Hood
Art der Veranstaltung: Musical
Ort: Alte Oper Frankfurt

Besuch 1:
Datum: 01.04.2024
Beginn: 14:30 Uhr
Einlass: 14:00 Uhr

Besuch 2:
Datum: 06.04.2024
Beginn: 14:30 Uhr
Einlass: 14:00 Uhr

Besuch 3:
Datum: 06.04.2024
Beginn: 19:30 Uhr
Einlass: 19:00 Uhr




Besetzung am 1. April 14:30 Uhr


Besetzung am 6. April 14:30 Uhr

Besetzung am 6. April 19:30 Uhr



Ich konnte nicht widerstehen, als ich gehört habe, dass Robin Hood in der Alten Oper in Frankfurt laufen würde. Um die 10 Besuche vollzubekommen, habe ich für 3 Shows Tickets gekauft.
Die erste Show für dieses Jahr haben wir am Oster-Montag besucht. Wir hatten Plätze in der ersten Reihe. Die Parkett-Sitzplätze steigen erst in den hinteren Reihen an, und ich hatte ja schon in der vierten Reihe bei Ku'damm 56 Schwierigkeiten, die Bühne zu sehen. Ich bin eben nicht groß, hatte aber eine sehr große Person vor mir sitzen. Deshalb also Reihe 1.
Auch in der Mittagsshow am 6. April saßen wir in Reihe 1, abends dann in Reihe 2. Da die Plätze etwas versetzt sind, konnte ich alles gut sehen. In Reihe 2 habe ich sogar noch besser gesehen, da die 1. Reihe schon sehr nah an der Bühne ist und man oft den Kopf drehen muss.
Zur Show muss ich nichts mehr großartig schreiben. Ich habe ja die anderen 7 besuchten Shows auch schon rezensiert.
Das Musical hat mich auch in Frankfurt begeistert. Das minimalistische Bühnenbild passt zum Stück und lenkt nicht von den Darstellern ab. Je nachdem, welche Projektion auf die hintere Wand trifft, sind wir beispielsweise in Nottingham, im Sherwood Forest, im königlichen Schloss oder der Familiengruft der Loxleys.
Der Klang war jederzeit gut und hat auch die Sänger nicht übertönt. Einmal wurde aber das Mikrofon von Bruder Tuck zu früh abgestellt. Die ersten Reihen haben noch verstanden, dass er "Es gibt auch Händkäs mit Musik", gesagt hat, aber ich glaube kaum, dass man das in der 10. Reihe gehört hat.
Das Trockeneis sorgte für ordentlich Nebel, und wir wurden in jeder Show davon eingehüllt. Teilweise konnten wir die Bühne nicht mehr erkennen. Wir störten Stimmen, sahen aber nicht die Sprecher dazu.



Zur Besetzung:

Robin Hood - Philipp Büttner (Erstbesetzung)

In allen 3 besuchten Shows hatten wir Philipp Büttner in der Rolle des Robin Hood gesehen. Ich habe ihn letztes Jahr bei der Dernière als Robin gesehen und war etwas enttäuscht, weil ich ihn da darstellerisch blass fand. Das war dieses Jahr ganz anders. Er hat mich in allen 3 Shows überzeugt. Ich nahm ihn den Wechsel vom eher rebellischen Sohn über den traumatisierten Kriegsheimkehrer zum Anführer der Merry Men ab. Stimmlich gefiel er mir schon letztes Jahr. 2024 hat sich nichts daran geändert. Vor allem bei "Woran kann ich noch glauben?" fand ich ihn großartig. Er hat den letzten Ton immer so rausgehauen, ohne dass es wie Schreien klang. Sehr kraftvoll. Er hat sowohl gesanglich als auch schauspielerisch perfekt mit Sabrina Weckerlin harmonisiert.

Lady Marian - Sabrina Weckerlin (Erstbesetzung)

Sabrina Weckerlin habe ich vorher einmal als Elsa in Hamburg gesehen. Als Marian konnte sie mich ebenfalls überzeugen. Sie hat eine sehr schöne Stimme und konnte die Töne lange halten, ohne dass ihre Stimme gezittert hat. Sie gibt eine starke Marian, die sich für die Rechte der Unterdrückten einsetzt. Manchmal ist Marian aber auch etwas naiv, etwa, als sie nicht erkennt, dass die Magd schwanger war und selbst dafür gesorgt hat, dass sie das Baby verliert. Diese Facetten der Rolle wurden glaubhaft dargestellt. Mir hat auch sehr gut die Chemie zwischen den beiden Hauptrollen gefallen.

Guy von Gisbourne - unterschiedlich



1. Show - Thomas Hohler (Ersatz)

In der 1. Show gab es eine kleine Überraschung bei der Besetzung des Guy von Gisbourne, denn Thomas Hohler war bei der Tour doch eigentlich gar nicht dabei. Er ist aber eingesprungen. Und so kam es, dass wir ihn zum 8. Mal in dieser Rolle bei unserem 8. Besuch sahen. Er spielte wieder sehr überzeugend und zeigte Kleinigkeiten, die ich dann bei den letzten beiden Shows vermisste. So verzog er etwa das Gesicht, als er das Urteil über Robin verkündete. Man merkte, so ganz wollte er das nicht, weil die beiden mal befreundet waren. Oder er berührte seine Wunde an der Wange, die Robin ihm zugefügt hatte, als dieser Marian den Umgang mit Pfeil und Bogen beibringt und sie den Pfeil abschießen. Außerdem durchbohrte ihn am Ende ein Pfeil von Marian.
Den schwarzen Pelzumhang hat er in den besuchten 8 Shows so schnell umgelegt, dass ich immer überlegt habe, wie dieser befestigt wird. (Warum ich das extra erwähne, folgt später.)
Gesanglich konnte er ebenso wieder überzeugen. Er hat mit "Ich oder du" ein starkes Solo.

2. und 3 Show: Dennis Henschel (Erstbesetzung)

In der (insgesamt) 9. und 10. Show sahen wir dann tatsächlich mal jemand anderes in der Rolle. Dennis Henschel spielte die letzten beiden Jahre den Will Scarlett. In dieser Rolle habe ich ihn insgesamt 6x gesehen, und er konnte mich jedes Mal überzeugen. 
Ihn jetzt als Guy zu sehen, war erst mal etwas ungewohnt, aber das hat sich gelegt. Stimmlich konnte er überzeugen. Darstellerisch fand ich ihn nicht ganz so passend. Irgendwie konnte ich nie so richtig glauben, dass er so ein von Wut zerfressener Mensch ist, der auf Rache sinnt. Er hatte immer so etwas Schelmisches, Verschmitztes an sich und wirkte eher sympathisch. Einmal verlor er in einer ernsten Szene die Fassung und musste lachen. Das kann natürlich vorkommen, bestärkte aber das Gefühl, dass man ihm am liebsten einen Keks geben würde statt zu glauben, dass er böse wird.
Mir fehlten auch die bereits angesprochenen Kleinigkeiten, die die Rolle runder gemacht haben. Verwirrt war ich, dass er nicht vom Pfeil durchbohrt wurde. In der 1. Show dachte ich noch, es wäre einfach vergessen worden, aber es kam auch in der Abendshow nicht vor. Das war etwas merkwürdig, fällt aber sicher nicht auf, wenn man die Show vorher nicht kannte.
Den besagten Pelzumhang hat er ganz langsam übergestreift und sich dabei dem Publikum zugewandt, sodass ich nun gesehen habe, dass das Stück ein Band hat und man mit dem Kopf durchschlüpft. Die blitzschnelle Variante gefällt mir besser.


King John - Philipp Hägeli (Erstbesetzung)

Wie letztes Jahr in allen Shows sahen wir auch 2024 Philipp Hägeli als King John. Er spielte den Prinzen und späteren König so herrlich fies und selbstverliebt, der keine Skrupel kennt und einfach mal den Sheriff vor versammelter Mannschaft niedersticht. Nein, er scheut sich auch nicht davor, ein Kind köpfen zu lassen, nur damit er König werden kann. Alles andere als ein sympathischer Mensch also.
Gesanglich gefällt er mir sehr gut. Er hat eine schöne, kraftvolle Stimme und kann die Töne halten, ohne dass sie wackeln.


Earl von Loxley/John Little - Thorsten Tinney (Erstbesetzung)

Ich mag tiefe Stimmen. Allein damit kann Thorsten Tinney in der Doppelrolle punkten. Er hat eine schöne, angenehme Bassstimme. 
Darstellerisch spielt er zwei sehr unterschiedliche Personen: Im ersten Akt ist er Robins Vater. Der Earl ist kein angenehmer Zeitgenosse. Er vergreift sich gerne an den Mägden und scheut auch nicht davor, sich aufdringlich Marian gegenüber zu verhalten.
Später nimmt er dann die Rolle des John Little an. Zunächst ist er brummig, weil er nicht begeistert ist, dass Robin im Sherwood Forest ist. Doch mit der Zeit freunden sich die beiden an.
Ich fand den Darsteller in beiden Rollen überzeugend,

Äbtissin von Kirklees - Kira Primke (Erstbesetzung)

Die Äbtissin ist kein große Rolle, doch Kira Primke hat es geschafft, im Gedächtnis zu bleiben. Sie scheint eine ruhige und besonnene Person zu sein, doch es blitzen immer wieder Andeutungen hervor. Sie singt "Manche Wunden heilen nie", und man merkt, dass etwas vorgefallen ist. Die ganze Wahrheit kommt aber erst zum Schluss raus.

Sheriff de Lacy - unterschiedlich


1. Show - Tobias Korinth (Cover)

Am 1. April haben wir Tobias Korinth in der Rolle des Sheriffs gesehen. Auch diese Rolle ist eher klein und hat kein eigenes Solo. Der Sheriff ist Marians Vater. Er ist nicht davon begeistert, dass sie sich für einen Geächteten eingesetzt hat. Doch er liebt seine Tochter. Tobias Korinth spielt die Rolle überzeugend.

2. und 3. Show - Thomas Christ (Erstbesetzung)

Thomas Christ habe ich bereits einige Male als Sheriff gesehen, und auch in diesen beiden besuchten Shows konnte er wieder überzeugen. Man merkt, dass er mit der Politik des Königs nicht einverstanden ist, auch wenn er das anfangs vielleicht nicht so zugibt. Im Verlauf erkennt er, dass es nicht richtig ist, muss dafür aber teuer bezahlen.

Will Scarlett - Alexander di Capri (Erstbesetzung)

Alexander di Capri ist der Dritte, den ich in der Rolle des Will sehe. Er spielt überzeugend. Man sieht ihm seine Wut an, als ihm sein eigenes Land abgenommen wird, und seine Verzweiflung, als alle sich von ihm abwenden, nachdem er zu einem Geächteten geworden ist.
Auch seine Stimme gefällt mir gut, gerade auch, weil sie eher etwas tiefer ist.

Bruder Tuck - Benjamin Eberling (Erstbesetzung)

Dieses Jahr habe ich zum ersten Mal jemand anderes als Bruder Tuck gesehen. Benjamin Eberling ist die neue Erstbesetzung, der in allen drei besuchten Shows diese Rolle gespielt hat.
Er sorgt für die lustigen Szenen in dem doch eher düsteren Musical, etwa wenn er "Komm, wir lassen Fünfe g'rade sein" singt oder den Balzruf der Nachtigall zu imitieren versucht.
Ich fand ihn sowohl stimmlich als auch darstellerisch überzeugend.

Das gesamte Ensemble zeigte die gewohnte Spielfreude und war mit Schwung mit Elan bei den Choreografien dabei.
Ich fand alle Shows wieder sehr kurzweilig. Jedes Mal, wenn der König "Eine Neue Zeit" anstimmt, muss ich schlucken, weil ich weiß, dass gleich schon der 1. Akt vorbei ist. Oder wenn Marian am Ende die ersten Takte zu "Freiheit für Nottingham" singt... Dann ist das ganze Stück gleich vorbei. Und ich kann wieder nicht glauben, dass 3 Stunden vorbei sind...
Was kann ich abschließend noch sagen? Ich würde es mir noch ein paar Mal anschauen. es wird mir einfach nicht langweilig...

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