Dienstag, 21. Mai 2024

Mein Erlebnis-Bericht zu... Liebe, Mord und Adelspflichten

 



Veranstaltung: Liebe, Mord und Adelspflichten
Art der Veranstaltung: Musical
Ort: Theater Mönchengladbach
Datum: 19.05.2024
Beginn: 18:00 Uhr
Einlass: 17:45 Uhr


Am Sonntag habe ich auf Empfehlung einer Arbeitskollegin das erste Mal ein Musical im Theater Mönchengladbach besucht. Sie hat es insgesamt dreimal gesehen und war restlos begeistert.
Wir haben uns also gegen Nachmittag auf den Weg von Köln nach Mönchengladbach gemacht. Es hieß, als Besucher dürfte man kostenlos im Parkhaus parken. An der Theaterkasse würde man sein Parkticket gegen eins vom Theater eintauschen und könnte so nachher ohne zu bezahlen rausfahren. Das klang ja einfach. Allerdings waren im Parkhaus alle Schranken auf. Man konnte einfach so rein- und wieder rausfahren. Ein Ticket konnte man nicht ziehen. War es ein technischer Defekt? Oder war das wegen des Feiertags, dass das Parkhaus offen stand? Wir haben dann zur Vorsicht an der Kasse nachgefragt - nicht dass nachher die Schranke unten gewesen wäre und wir nicht mehr rausgekommen wären, weil wir ja kein Ticket hatten. Da erfuhren wir dann, dass die Schranke tatsächlich defekt wäre und es nachher keine Probleme geben würde. 
Um 17:45 Uhr dürfen wir in den Saal. Wir haben Plätze in Reihe 2 in der Mitte. Die Reihen steigen gut an. Außerdem sind die Sitze versetzt. So habe ich eine gute Sicht auf die Bühne, welche auch nicht hoch war und durch den Orchestergraben eine ideale Entfernung zu den Zuschauersitzen hatte.
Auf der Bühne sind bereits ein Tisch und ein Stuhl auf der einen Seite und eine Pritsche zu sehen. In der Mitte ist ein kreisförmiger Ausschnitt.
Das Stück beginnt mit einer musikalischen Warnung, die schon mal für die ersten Lacher sorgt. Da heißt es nämlich bereits, dass es gleich um Mord und Totschlag gehen wird.
"Drum eine Warnung an Herz- und Kreislaufschwache: Sind solche hier, dann raten wir: Dort ist die Tür." 
Im Anschluss betritt der Protagonist die Bühne.
Monty setzt sich an den Tisch und beginnt zu schreiben. Durch den Kreis können wir auf der hinteren Wand ein Gitter erkennen. Es regnet. Wir erfahren, dass Monty im Gefängnis sitzt und auf das Urteil wartet. Er hat beschlossen, die Wahrheit über alles zu sagen und beginnt, seine Memoiren zu schreiben, die er "Liebe, Mord und Adelspflichten" nennen will. Anschließend gibt es einen Rückblick.
Seine Mutter ist gestorben und Miss Shingle, eine Bekannte von früher, erzählt ihm, dass er von der wohlhabenden und adeligen Familie D'Ysquith abstammt. Seine Mutter wurde verstoßen, weil sie sich für die Liebe und gegen einen standesgemäßen Ehemann entstanden hatte. 
Monty ist in die hübsche, aber oberflächliche, Sibella verliebt.  Wenn er nun Graf wäre, wäre sie sicher beeindruckt. Allerdings stehen noch 8 Personen vor ihm, bevor er den Titel erben würde...
Es ist eine makabre Geschichte. Schließlich geht es um Mord, und zwar nicht nur um einen...
Monty bringt nach und nach die anderen Familienmitglieder um. Diese werden allesamt von einer Person dargestellt. Nun, das ist aber auch nicht so ganz richtig - zumindest in dieser Vorstellung nicht. Ja, normalerweise wird diese Familie, bestehend aus dem alten Grafen und 8 weiteren Personen, die vor dem Protagonisten ein Anrecht auf den Titel haben, von einer Person - in dieser Inszenierung von Markus Heinrich - dargestellt. Dieser war aber erkältet und hatte noch keine Stimme. Er spielte also nur die Rollen, gab den Charakteren eine körperliche Präsenz. Den Sprech- und Gesangstext übernahm Sebastian Smulders, der sämtliche Rollen innerhalb von zwei Tagen einstudiert hatte. Dafür Respekt! Er konnte die Stimme je nach Familienmitglied verstellen. Da er bei Szenen, in denen er im Einsatz war, auf der Bühne am Rand stand, konnte man ihn auch sehen. Er sprach und sang nicht einfach nur, sondern setzte auch Mimik und Gestik ein. Er war wirklich in jeder Rolle drin. Ich fand es gut, dass er zu sehen war, und nicht z. B. im Orchestergraben oder hinter den Kulissen stand. Respekt auch für Markus Heinrich, der dazu ein passendes Schauspiel ablieferte. Wenn man sich auf ihn konzentrierte und Sebastian Smulders am Rand außer Acht ließ, hätte man meinen können, Markus Heinrich würde tatsächlich sprechen und singen. Die Mundbewegungen passten fast immer zum Gesang und Sprechtext. Beeindruckend!
Die Familienmitglieder sind alles andere als angenehme, freundliche Personen. Sie sind arrogant, geldgierig, rassistisch und herablassend. 
Es ist sicher auch nicht so angenehm, angeschlagen diese Rolle zu spielen, selbst, wenn man die Texte nicht spricht. Schließlich muss er sich ständig umziehen, und das oft innerhalb kürzester Zeit.
Es gab zurecht großen Applaus und viele "Bravo"-Rufe der Zuschauer für dieses Duo. Der Applaus galt aber natürlich nicht nur diesen beiden allein. Auch die anderen Darsteller überzeugten.
Oliver Arno spielt Montague Navarro, genannt Monty, sehr glaubwürdig. Neben einer schönen Stimme zeigt er auch immer wieder die passende Mimik und Gestik und bringt die Zuschauer zum Lachen, etwa wenn er auf eine neue Idee für den nächsten Mord kommt oder schulterzuckend den nächsten Todesfall zur Kenntnis nimmt. Zum Schießen war auch immer der Gesichtsausdruck, wenn die resolute Lady Hyacinth D'Ysquith von einer ihrer gefährlichen Reisen doch wieder zurückkam, auf die er sie so neugierig gemacht hat, dass sie sich immer direkt auf den Weg gemacht hat. Sie scheint einfach nicht totzukriegen sein. Da hat man schon Mitleid mit Monty. Überhaupt hat man Sympathien für diese Rolle, obwohl er für so einige Todesfälle verantwortlich ist. Als er dann ausgerechnet für einen Mord verurteilt werden soll, den er zwar begehen wollte, aber nicht hat, weil ihm jemand anderes zuvor gekommen ist, hofft man, dass er freigesprochen wird, und das obwohl er sechs andere Menschen auf dem Gewissen hat.
Rahel Antonia Wissinger spielt Sibella und überzeugt mit einer klaren, schönen Stimme und authentischem Schauspiel der Rolle. Sibella ist eine oberflächliche Person und will einfach nur einen reichen Mann. So heiratet sie dann auch einen Mr. Hallward. Als Liebhaber hält sie sich Monty trotzdem noch warm.
Phoebe D'Ysquith, gespielt von Gabriela Kuhn, ist da das genaue Gegenteil. Sie ist ein herzensguter Mensch, teilweise aber auch etwas naiv. Man muss sie gern haben und ist froh, dass sie mit dem Titel nichts zu tun hat und von daher kein mögliches Opfer ist. Gabriela Kuhn hat eine schöne Sopranstimme und spielt so erfrischend natürlich.
Die Szene, als Monty sich mal wieder auf Sibella eingelassen hat, dann aber unerwartet Besuch von Phoebe bekommt, war wirklich lustig. Sibella wartet im Schlafzimmer. Phoebe erzählt unterdessen im Wohnzimmer von ihrer Absicht, Monty zu heiraten. Und dieser ist verzweifelt, weil er nicht möchte, dass sich die beiden Frauen begegnen.
Debra Hayes spielt eine überzeugende Miss Shingle. Dieser Charakter scheint wirklich nett zu sein, kann aber auch anders. Da möchte ich aber nicht zu viel verraten.
Das restliche Ensemble, bestehend aus drei Frauen und drei Männern, nimmt verschiedene Rollen, je nach Szene ein. So sind sie je nachdem Dienstmädchen, Butler, Kneipenbesitzer, Wachleute, Richter usw.
Außerdem gibt es da noch die Ratte und das Skelett. Wenn die beiden auftauchen, ist der nächste Todesfall nicht weit.
Das Stück ist schwungvoll inszeniert, und es gab keine Sekunde, in der Langeweile entstand. 
Obwohl es in diesem Stück um Mord geht, kann man oft lachen. Jedes Mitglied stirbt auf eine andere Art und Weise. Da diese D'Ysquith alles andere als sympathische Personen sind, trauert man ihnen nicht nach, sondern ist schon auf das nächste Familienmitglied gespannt und wie dieses das Zeitliche segnen wird.
Am Ende gibt es noch eine kleine Überraschung. Die Andeutung lässt viel Raum für eigene Spekulationen, was danach noch passieren könnte.
Die Kostüme sind passend. Man erkennt an ihnen den gesellschaftlichen Stand der Person bzw. deren Beruf.
Die Lieder sind abwechslungsreich und werden vom Orchester hervorragend gespielt.
Mir hat dieses Musical sehr gut gefallen. Ich hatte schon lange nicht mehr so viel in einem Stück gelacht.
Ich muss meiner Arbeitskollegin wirklich danken, dass sie es mir empfohlen hat.











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