Dienstag, 22. Juli 2025

Sweeney Todd in Mönchengladbach

 

Veranstaltung: Sweeney Todd
Art der Veranstaltung: Musical
Ort: Theater Mönchengladbach
Datum: 21.06.2025
Beginn: 19:30 Uhr
Vorlage: The String of Pearls: A Romance u. a.


Besetzung:
Sweeney Todd - Johannes Schwärsky
Mrs. Lovett - Gabriela Kuhn
Anthony Hope - James Park
Johanna Barker - Antonia Busse
Tobias Rigg - Pascal Schürken
Richter Turpin - Matthias Wippich
Büttel Bamford - Markus Heinrich
Bettlerin - Susanne Seefing
Adolfo Pirello/Mr. Fogg - Arthur Meunier

Opernchor und Statisterie des Theaters Krefeld und Mönchengladbach

Niederrheinische Sinfoniker unter der Leitung von Sebastian Engel



Das Stück wollte ich eigentlich nicht anschauen. Ich habe von blutigen Inszenierungen gehört, bei denen mit dem Theaterblut nicht gespart wurde. Da ich kein Blut sehen kann (egal ob echt oder künstlich), kam es für mich nicht in Frage.
Und dann bekomme ich dafür Karten in der ersten Reihe. Ich wollte nicht unhöflich sein und bin deshalb zur Vorstellung, allerdings mit einer gewissen Nervosität. Daran hat die Aussage der Frau, die uns das Programmheft verkauft hat, nichts ändern können. Sie meinte: "Viel Spaß. Es ist zwar gruselig, aber sehr gut."
In Mönchengladbach habe ich letztes Jahr Liebe, Mord und Adelspflichten gesehen und in der 2. Reihe gesessen. Die Bühne ist aber nicht hoch, und durch den Orchestergraben ist sie von den Sitzen weit genug entfernt, sodass man auch in der ersten Reihe eine gute Sicht hat. Außerdem konnte ich so problemlos in den Orchestergraben schauen, und in dem saßen viele Musiker. Ein Pluspunkt. Ich mag große Orchester.
Bereits mit dem ersten Song hat mich das Stück gepackt. Ein kraftvolles Lied mit dem Chor. Entspannen kann ich mich trotzdem nicht so richtig, weil ich immer an Theaterblut denken muss. 
Als Sweeney Todd dann das Rasiermesser an die Kehle eines Kunden hält, überlege ich, ob ich kurz die Augen zumachen soll. Aber meine Angst war völlig unbegründet. Es geht vollkommen ohne Blut vonstatten. Ein Schritt, und - Schwupps - geht es die Rutsche hinunter. Ab diesem Zeitpunkt kann ich mich endlich entspannen und das Stück genießen. Ein weiterer Pluspunkt. Eine unblutige Inszenierung, die trotzdem wirkungsvoll ist.
Die Handlung ist jederzeit nachzuvollziehen. Man erkennt Sweeney Todds Motiv. Trotz seines Rachefeldzuges bleibt er sympathisch und hofft mit ihm, dass er zu seiner Tochter findet.
Der Laden von Mrs. Lovett läuft alles andere als gut, und das ist nicht schwer zu erraten, warum das so ist. Erst mit ihren Fleischpasteten laufen ihr die Kunden die Bude ein. Diese wissen aber auch nicht, aus was die Pasteten bestehen. Aber auch dieser Frau kann man irgendwie nicht böse sein. Sie sorgt für die makabren, aber lustigen Szenen.
Anthony Hope begleitet Sweeney Todd auf dem Rückweg. Er ist ein junger Mann, der sich hoffnungslos in Johanna verliebt, die als Tochter von Richter Turpin aufgewachsen ist. Da gab es eine Szene mit Johanna und Anthony, die mich an Romeo und Julia erinnerte. Sie steht auf dem Balkon, er unten an der Straße, und beide singen ein Duett zusammen. Die Zwei sind ein tolles Paar, und man würde sich ein Happy End für sie wünschen. Ob es dazukommen wird, davon war ich mir zu dem Zeitpunkt nicht sicher.
Tobias Rigg ist der Assistent von Adolfo Pirello und bleibt nach dessen "Verschwinden" bei Mrs. Lovett und Sweeney Todd hängen. Er scheint keine Ahnung zu haben, was die beiden genau machen. Am Ende ist er aber für ein Schicksal verantwortlich.
In diesem Musical gibt es so gut wie keine gesprochenen Sätze. Es ist fast komplett durchkomponiert.
Die Songs haben mir gut gefallen. Es gibt kraftvolle Ensemblenummern, starke Soli, zarte Duett-Balladen, aber auch makaber-humorvolle Lieder. Eine gelungene Mischung, die von den Sinfonikern mühelos und dynamisch gespielt wird. Pluspunkt.
Die Kostüme sind passend zur Handlungszeit, manchmal aber auch überdreht und überzogen, ohne, dass es lächerlich wirkt. Es passt zu diesem Stück. Das Ensemble ist meistens in blutrote Gewändern bzw. Fetzen gehüllt. Auch die Gesichter sind rot geschminkt, als würde ihnen das Blut hinablaufen. Das wirkt stimmig. Passend.
Das Bühnenbild ist ebenso hauptsächlich in Rot gehalten. Was ich besonders mag: Es gibt eine Drehbühne. So etwas finde ich immer toll. Je nachdem sehen wir Mrs. Lovetts Laden, den Barbershop, Wohnungen, Außenfassaden, die Wurstfabrik. Die Bühne wird immer in stimmungsvolles Licht getaucht. Das passt sehr zusammen. Pluspunkt.
Insgesamt hört sich das bei so vielen Pluspunkten nach einem echten Highlight ein. Leider wurde das aber durch einen großen Minuspunkt getrübt: den Ton. 
Die Darsteller spielten alle wirklich sehr gut, sehr authentisch. Ich nahm ihnen ihre Sorgen, Ängste, aber auch die Wut, Verzweiflung oder Verliebtheit ab. Nur leider waren sie nicht immer verständlich, was an der Tontechnik lag, die öfter versagte. 
Wenn sie zu hören waren, konnte man erkennen, dass alle sehr schöne Stimmen hatten.
Mein Fazit lautet also: Ein großartiges Stück mit einer starken Besetzung und beeindruckendem Bühnenbild. Wirklich schade, dass die Tontechnik nicht mitspielte. 
Nichtsdestotrotz bin ich begeistert und setze diese Inszenierung im bisherigen Ranking weit nach vorne.

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