Dienstag, 9. April 2019

Bücher aussortieren - Befreiungsschlag oder Geldverschwendung?


Hallo,
meine Arbeitskollegen und -kolleginnen inspirieren mich in letzter Zeit öfter zu Kolumnen. :-)
Eins vorweg: In dieser Kolumne geht es um das Aussortieren ungelesener Bücher, nicht um Bücher, die man gelesen und danach verschenkt hat.
Seit April teile ich für die nächste Zeit das Büro mit einer neuen Arbeitskollegin, um sie anzulernen. Klar, dass man da auch ins Gespräch über Privates kommt. Franziska ist auch eine Leseratte und mir damit ja sofort sympathisch. :-) Eine Sache, die sie mir erzählt hat, hat mich dann doch "geschockt". Sie hat tatsächlich noch nie Buch ungelesen aus dem Regal geworfen. Wer meine Monatsrückblicke verfolgt hat, weiß, dass ich gerade in den letzten Monaten unzählige Bücher aussortiert habe.
Das waren vor allem Schnäppcheneinkäufe und Geschenke. Ich habe viele, viele Bücher mitgenommen und gekauft, weil diese so günstig waren, obwohl diese mich nicht unbedingt interessiert haben. Die Folge: Die Bücher verstaubten im Regal. Irgendwann habe ich sie dann in Kisten gepackt und an Bibliotheken, Schulen, andere Einrichtungen oder Freunde verschenkt. Ich habe auch viele Geschenke an Büchern erhalten, die ich gar nicht lesen will. Zuerst dachte ich, es wäre unhöflich, sie einfach auszusortieren. Doch dann habe ich überlegt, dass meine Freunde doch wissen müssten, was ich gerne lese und was nicht. Wenn sie mir trotzdem ein Horror- oder Erotikbuch schenken, dürfte es sie nicht verwundern, wenn ich es direkt weitergebe.
Am Anfang fiel es mir noch richtig schwer, auch nur ein Buch, das ich noch nicht gelesen habe, wegzugeben. Es könnte ja sein, dass ich es eines Tages doch lese. Habe ich es? So gut wie gar nicht. Natürlich war ich froh, wenn ich dann auch noch positiv überrascht sein konnte, wenn mir das Schnäppchenbuch richtig gut gefallen hat. Das ist aber eher die Ausnahme als die Regel.
Mit der Zeit ist es mir immer leichter gefallen, und es sind immer mehr Bücher geworden, die mein Regal verlassen habe. Ich habe Freunde gefragt, welche sie haben wollen. Den Rest habe ich an öffentliche Einrichtungen gegeben. Und es war ein tolles Gefühl, anderen eine Freude zu machen. Ich wusste, dass die Bücher nun sicher interessierte Leser finden werden. Es war für mich ein Befreiungsschlag.
Es gibt auch Bücher, die ich damals gekauft habe, und die ich auch unbedingt haben wollte. Leider habe ich da den Fehler gemacht, sie nicht gleich zu lesen. Immer wieder kamen andere Bücher dazwischen. Mein Buch-Geschmack hat sich auch geändert. Las ich 2013 und 2014 noch liebend gerne New Adult, so nervt mich das Genre inzwischen. Damals habe ich mir Unmengen dieser Bücher gekauft, weil ich nicht genug davon bekommen konnte. So haben sich eben einige NA-Romane im Regal angesammelt. Weil ich überzeugt bin, dass ich das Genre auch in Zukunft nicht mehr gerne lesen will, musste der Großteil weichen.
Mein SuB ist dadurch deutlicher kleiner und "jünger" geworden. In den Regalen ist mehr Platz für Bücher, die ich wirklich lesen will. Ich habe auch meinen Freunden klargemacht, dass sie mir bitte keine Erotik, New Adult oder Horror mehr schenken sollen.
Dann werde ich auch irgendwann keine Bücher mehr aussortieren müssen.


Franziska hat folgendermaßen argumentiert:
Sie gibt jedem Buch eine Chance, denn sie weiß ja nicht, ob das Buch sie nicht doch überzeugen kann. Abbrechen kann sie dann immer noch, aber erst nach min. 50%. Wenn ihr Buch dann immer noch gar nicht gefällt, wird es zur Seite gelegt.
Bücher, die ihr gefallen, haben im Regal. Flops werden in den öffentlichen Bücherschrank gebracht.
Was sie als wichtigsten Grund gegen das Aussortieren hält: Die Bücher haben Geld gekostet. Wenn man die Bücher ungelesen aussortiert, ist das für sie das Geld das Fenster rausgeworfen. Geldverschwendung also. Ihr Geldbeutel dankt es ihr.
Sie kauft auch nur das, was sie wirklich will. Bei Schnäppchen und Mängelexemplaren schlägt sie nur zu, wenn das Buch auf ihrer Wunschliste steht. Anders nimmt sie es erst gar nicht in die Hand.
Einen SuB hat sie nicht. Sie hat immer nur ein Buch auf Vorrat, das sie dann als Nächstes liest.
Bücher wünscht sie sich keine von Familie und Freunden, und das sagt sie ihnen auch deutlich.
Sie findet, dass sie dadurch bewusster liest, weil sie nur die Bücher hat, die sie wirklich interessieren.
Im Regal stehen also nur "erwünschte" Bücher, und die erhalten die Beachtung, die sie verdienen.

*************

Also, ich bin wirklich beeindruckt. Ich versuche ja schon, nicht mehr bei Schnäppchen zuzuschlagen. Aber gerade sind schon wieder 9 Flohmarkt-Bücher eingezogen, darunter 5 von einer Reihe. Da hat jedes Buch nur 1,- € gekostet. Immerhin: Teil 1 wollte ich sowieso schon lange haben.
Auch drei der vier anderen Bücher waren nicht unüberlegte Käufe, sondern standen auf meiner Wunschliste. Nur eins davon war sehr spontan. Aber eine Besserung ist in Sicht. :-)

Wie seht ihr das denn? Sortiert ihr Bücher ungelesen aus oder gebt ihr ihnen wenigstens eine Chance?
Lasst es mich gerne wissen.
Liebe Grüße
Tinette

4 Kommentare:

  1. Liebe Tinette,

    Danke für diese tolle Kolume,also ich mache es so: Ich habe auch Bücher von meinem SuB befreit die ich mal durch Wanderpakete und so erhalten habe und die mich nun Jahre später eben doch nicht mehr interessieren, weil sich eben der Lesegeschmack verändert hat.
    Wenn mich ein Buch auf den ersten 50-75 Seiten nicht überzeugt, breche ich es auch ab und gebe es gern an öffentliche Bücherschränke weiter. Da freuen sich die Leute wieder und ich weiß dass das Buch dann gelesen wird von einem der es eben mehr mag als ich.
    Bei Flohmärkten oder Mängelexemplaren schau ich wirklich ob ich Interesse hab, also blindes loskaufen gibts bei mir nicht, ich habe meine Bücher schon immer mit Bedacht erwählt oder mir schenken lassen =) Ich hatte auch nie einen SuB von 100 Büchern und mehr.

    Fazit: Zu 99% bekommen die Bücher eine Chance von mir und wenn sie doof waren, ziehen sie aus oder wenn sie toll sind, dürfen sie bleiben =)

    LG Sheena

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    1. Hallo Sheena,
      ich habe mir vorgenommen, dass ich als Schnäppchen und Mängelexemplare nur noch Bücher von der Wunschliste kaufen werde. Bücher will ich mir nicht mehr schenken lassen. Wenn sie das wollen, sollen sie mir eben einen Bücher-Gutschein schenken. Dann kann ich mir selbst aussuchen, was ich will. Ich hoffe mal, mein Plan funktioniert. :-)
      Mein SuB war durch diese Schnäppchen und Geschenke zeitweise auf über 500 angestiegen. Da habe ich die Notbremse gezogen und begonnen, massiv auszusortieren. Inzwischen fällt mir das auch richtig leicht. :-) Andere freuen sich darüber. Bei mir würden die Bücher nur verstauben.
      Gelesene Bücher behalte ich auch, wenn sie mir gefallen. Wenn ich sie schrecklich fand, landen sie auch im Spendenkarton für eine Einrichtung. :-)
      Liebe Grüße
      Tinette

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  2. Hallo Tinette,
    ein schwieriges Thema :D Ich sortiere tatsächlich bisher eher wenige Bücher aus.... ABER ich sollte es mal tun. Es gab eine Phase, in der ich auch gern in Grabbelkisten Bücher gekauft habe, waren ja schließlich schön günstig und klangen auch nicht so schlecht. Und ja, vielleicht wären sie auch gar nicht sooo schlecht, aber es gibt auch so viele tolle, neue Bücher, die man unbedingt lesen will und Bücher auf dem SuB, die Vorrang haben, angefangene Reihen usw.
    Nachdem ich das Lesen für mich wieder entdeckt hatte, wollte man natürlich erst mal seinen Bestand erweitern usw., naja aber inzwischen denke ich, ich werde einen Teil dieser Bücher vermutlich niemals lesen - also wohin damit? Zum Wegwerfen wären sie mir auf jeden Fall auch zu schade. Entweder öffentliches Bücherregal, versuchen sie auf Flohmärkten weiter zu verkaufen oder verschenken. Ob nun gelesen oder ungelesen, ich glaube, das spielt am Ende dann keine Rolle mehr, Hauptsache sie finden ein neues Heim ;)
    Lg dana

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    1. Hallo Dana,
      diese Schnäppchenbücher sind schon verführerisch. Ich dachte immer, da kann ich nicht viel falsch machen, und ich war mir auch sicher, sie alle zu lesen. :-) Aber der SuB ist gewachsen und gewachsen. Ich kam nicht mehr mit dem Lesen hinterher, weil es ständig neue Bücher gab, die mich noch mehr als die alten gereizt haben. Es war ein schönes Gefühl, die Bücher an andere abgeben, die sich darüber gefreut haben.
      Ich habe Respekt vor allen, die keine Bücher ungelesen aussortieren und jedes Buch zumindest anlesen. Da bin ich manchmal zu radikal und habe schon mal über 50 Bücher auf einmal verschenkt. :-)
      Liebe Grüße
      Tinette

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