Freitag, 24. November 2023

Mein Erlebnis-Bericht von... Tarzan - Das Musical

© Disney /Stage Entertainment


Veranstaltung: Tarzan - Das Musical
Art der Veranstaltung: Musical
Ort: Stage Palladium Theater Stuttgart
Datum: 19. November 2023
Beginn: 14:00 Uhr
Einlass: 13:00 Uhr


Am Sonntagmorgen haben wir uns auf den Weg nach Stuttgart gemacht, um dort die Neuinszenierung des Musicals Tarzan anzuschauen. 
Ich habe mich für Plätze in Reihe 9 entschieden, weil dahinter ein Gang ist, und so niemand direkt hinter mir sitzt. Ich hatte es ja schon einige Male, dass Kinder dauernd gegen den Sitz getreten haben. Das habe ich so vermieden. :-)
Die Plätze fand ich sehr gut. Der Abstand zur Bühne war genau richtig. Ich hatte einen guten Gesamtüberblick, konnte aber trotzdem noch die Mimik gut erkennen.
Außerdem war es praktisch, weil die Darsteller als Affen auch über den Köpfen im Zuschauerraum schwingen.

Die Sicht von meinem Platz aus



Die Besetzung



Tarzan - Terence van der Loo (Erstbesetzung)
Darstellerisch habe ich ihm die Rolle des Tarzans zu jeder Zeit abgenommen. Er hat sehr authentisch gespielt. Es war amüsant, wie er alles nachgesprochen hat. Ich denke da vor allem an "Herrrrrrrrrrrz". 
Das Nachahmen der Gangart der Affen, sowohl stehend als auch auf allen Vieren, ist ihm sehr gelungen.
Auch gesanglich konnte er mich überzeugen, auch wenn seine Stimme bei den höheren Lagen etwas dünn wurde. Während beim Sprechen ab und zu ein Akzent durchgeblitzt ist, war er beim Singen komplett akzentfrei. Ich konnte ihn gut verstehen.

Jane - Vajèn van den Bosch (Erstbesetzung)
Ich habe sie letztes Jahr in der Rolle der Elphaba gesehen. Auch als Jane konnte sie mich überzeugen. Sie war voller Spielfreude dabei. Ihr war die Neugier auf die Expedition und die Begeisterung, wenn sie etwas Neues entdeckt hat anzusehen.
Gesanglich fand ich sie grandios. Sie hat eine kraftvolle, schöne Stimme.
Ich war sowohl darstellerisch als auch gesanglich von ihr begeistert.

Kala - Sidomie Smith (Erstbesetzung)
Sie hat Tarzans Ziehmutter sehr liebevoll gespielt. Kerchak gegenüber war sie selbstbewusst und hat ihm Konter gegeben. Den Gang der Affen hat sie perfekt nachgeahmt.
Ihre schöne, warme Stimme hat meine Schwester bei "Dir gehört mein Herz" fast zum Weinen gebracht. Aber auch bei ihren anderen Liedern konnte sie überzeugen.
Ich fand sie in der Rolle der Kala sehr gut.

Kerchak - Daniel Rákász (Erstbesetzung)
Kerchak ist nicht begeistert, dass Kala Tarzan in die Sippe aufnimmt, und das zeigt der Darsteller überzeugend. Ich habe da keinen Hass gespürt, sondern vielmehr die Angst davor, dass Tarzan irgendwann die Affen töten könnte. Schließlich wurden Kerchaks Eltern von Menschen umgebracht.
Auch er bewegt sich authentisch wie ein Gorilla.
Seine Stimme hat mir auch sehr gut gefallen. Sie ist tief und passt zu einem Oberhaupt einer Affensippe.

Terk - Elindo Avastia (Erstbesetzung)
Letztes Jahr habe ich ihn als Olaf bei Die Eiskönigin gesehen. Schon da war ich begeistert.
Als Terk hat er nochmal eine Schippe draufgelegt. Mit Mimik und Gestik war er absolut überzeugend. Und ich konnte bei seinen Sprüchen einige Male lachen.
Gesanglich fand ich ihn überragend. Egal, ob er tanzte oder kopfüber am Seil schwang, da saß jeder Ton. Er schmetterte die Töne heraus. Da dachte ich wirklich nur: "Wow!"


Clayton - Ludo van der Winkel (Erstbesetzung)
Die Rolle des Antagonisten ist sicher nicht einfach, denn damit hat man selten die Sympathien des Publikums auf seiner Seite.
Ich habe ihm diese Rolle abgenommen. Clayton möchte nur eins: Gorillas einfangen und mit nach England nehmen. Dabei scheut er auch vor einer List nicht zurück, damit Tarzan das Versteck der Sippe verrät.
Gegen Ende der Show sprach er einmal seinen Text monoton. Das klang einfach nur auswendig gelernt, ohne eine richtige Betonung. Da es aber erst die 4. reguläre Show war, gehe ich davon aus, dass er sich da mit mehr Routine steigern wird.

Junger Tarzan - Felix
Kinder auf der Bühne gewinnen ja praktisch immer die Herzen der Zuschauer. Der 9-jährige Felix war zuckersüß als junger Tarzan. Es war sein erster Auftritt in dieser Rolle vor großem Publikum. Er hat es aber super gemeistert und zu recht großen Applaus für seinen Auftritt bekommen.
Hut ab vor seiner Leistung!

Leider wurde die Rolle von Janes Vater gestrichen. Das fand ich schade. Das Musical hat aber auch so funktioniert.


So war die Bühne in der Pause aus

Das Bühnenbild

Im Gegensatz zur früheren Aufführung wurde das Bühnenbild abgewandelt, aber ich fand es trotzdem passend. Im Hintergrund ist eine riesige Leinwand zu sehen, auf der verschiedene Effekte oder Hintergrundbilder, z. B. Strand oder Dschungel, zu sehen sind. Mit einem riesigen silber-weißen Tuch wird ein Wasserfall dargestellt. Ein Vorhang aus grünen, langen Fäden erinnert an ein Kronendach hoch oben auf den Bäumen.
Zu Beginn des 2. Aktes sieht man das Camp mit einigen Requisiten, die die Gorillas zweckentfremden. 
Als Jane Tarzan Fotos zeigt, sind diese nicht nur auf der Leinwand auf der Bühne zu sehen, sondern auch auf den seitlichen Bildschirmen, wobei es jeweils unterschiedliche sind.
Das riesige Spinnennetz der früheren Spielzeit wurde durch eine Sonnentau-Pflanze ersetzt, an der Jane nun kleben bleibt.
Mir gefällt das Bühnenbild gut. Weniger ist manchmal mehr. Die Bühne wirkte nicht überladen, und so konnte man sich auf die Darsteller konzentrieren.

Die Kostüme

Die Gorilla-Kostüme sind gut gewählt. Man erkennt, dass es Affen sein sollen. Trotzdem sind noch die Gesichter und Mimik zu erkennen. Kerchak ist passenderweise ein Silberrücken.
Tarzan ist nur mit einem Lendenschurz bekleidet. Jane hat anfangs ein Kleid an, was zu einer Dschungel-Expedition nicht so richtig passen mag. Das war ja auch im Film schon so. 
Auch Claytons Kostüm ist an das des Films angelehnt.
Die Augen des Leopards leuchten, was im Düsteren schön unheimlich wirkt.
Toll fand ich die Kostüme der Schmetterlinge und Blumen.
Insgesamt kann ich sagen: Mir gefallen die Kostüme sehr gut.

Die Musik

Die Film-Songs Dir gehört mein Herz, So ein Mann, Krach im Lager, Fremde wie ich und Zwei Welten sind natürlich nicht ausreichend für ein Musical. Deshalb wurden schon für die erste Spielzeit neue Lieder geschrieben. Da wäre z. B. das Duett vom jungen Tarzan und Terk Du brauchst einen Freund, Kerchaks Solo Gar keine Wahl, Warum? Wieso?, welches der junge Tarzan singt, das Duett Wie Sonne und Mond zwischen Kala und Kerchak, Janes Song Auf diesen Tag hab´ ich gewartet oder Tarzans Solo Wer ich wirklich bin. Die "neuen" Lieder fügen sich gut in die bereits bestehende Songliste ein.
Im Orchester sitzen weniger als 2008, aber ich finde, dass es sich trotzdem gut anhört. Der Klang ist voll und klar, übertönt aber nicht den Gesang.

Das Stück

Die Anfangsszene ist wirklich beeindruckend. 
Das Musical beginnt mit einem lauten Knall, der mich zusammenzucken lässt. Wir erkennen ein Schiff auf der Leinwand, das bei Sturm unterwegs ist.
Wir sehen eine Frau mit Baby, die von Bord gegangen sind. Der Mann bindet sich ein Seil um und springt ins Wasser, um die beiden zu retten. Es gelingt ihnen, an Land zu kommen.
Wir erleben mit, wie Kala und Kerchak ihr Baby durch den Leoparden verlieren. Auch die Eltern des Babys werden Opfer von ihm. Kala findet schließlich den Säugling und beschließt, ihn als ihr eigenes Kind aufzunehmen. Sie hat auch einen Namen: Tarzan.
Der erste Akt war so schnell vorbei, dass ich verwundert auf die Tür geschaut habe. Es war aber tatsächlich eine Stunde. Und in dieser war es mir zu keiner Zeit langweilig.
Ich habe den jungen Tarzan gerne auf seinem Weg begleitet und seinen Schwierigkeiten, von Kerchak nicht akzeptiert zu werden.
Schön war auch Janes Eintreffen. Sie ist komplett aus dem Häuschen, selbst als sie vom Sonnentau fest umschlossen ist und zu spät merkt, als sie von allein nicht mehr loskommt. Zum Glück ist ja Tarzan in der Nähe, um sie aus der klebrigen Falle zu befreien.
Auch der 2. Akt ist spannend inszeniert. Es wird deutlich, dass nur Jane die Expedition zu Forschungszwecken gemacht hat. Ihr Begleiter Clayton verfolgt ganz andere Ziele.
Das ganze Stück gefällt mir sehr gut. Es war immer etwas los, egal, ob auf der Bühne, im Zuschauerraum, an den Seiten oder über dem Publikum.
Ich habe oft mehrfach gelacht, denn es sind wirklich einige amüsante Szenen dabei. Aber auch für Dramatik ist gesorgt. 
Mir hat es sehr gut gefallen, und ich freue mich schon darauf, das Stück nächstes Jahr noch einmal anzuschauen. 

Mein Fazit

Ich finde es rundum gelungen, auch wenn an einigen Stellen gespart wurde. Das Musical funktioniert auch in dieser neuen Fassung gut.
Es macht einfach Freude.

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