Veranstaltung: Titanic
Art der Veranstaltung: Musical
Ort: Freilichtbühne Tecklenburg
Datum: 14.08. und 15.08.2025
Beginn: jeweils 20:00 Uhr
Vorlage: reales Unglück der Titanic
Die Besetzung an beiden Tagen:
Letztes Jahr haben wir beide Stücke in Tecklenburg angeschaut. Bei Mamma Mia war mir aber das Publikum zu unruhig gewesen. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, dieses Jahr das heitere Stück (Priscilla) auszulassen und dafür zweimal das ernste Musical zu besuchen.
Das Stück kenne ich von der Aufzeichnung aus London, die auf DVD erschienen ist. Daher waren mir die Melodien bekannt. Ich war gespannt, wie sie "Ship of Dreams" übersetzt haben. "Schiff der Träume" würde ja von den Silben her nicht passen. Daraus wurde übrigens "Stolz der See".
Was mit der Titanic passiert ist, ist natürlich auch keine Überraschung. Ich war aber sehr neugierig, wie das Musical auf der Freilichtbühne inszeniert wird.
Kurz vorher läuft die Durchsage vom "Kapitän", dass Ton- und Bildaufnahmen nicht gestattet sind. Das wird ja bei praktisch jedem Theater gesagt. Allerdings erfolgte hier noch folgender Zusatz: "Sie stören hiermit nicht nur die Personen hinter Ihnen, sondern auch die Darstellenden auf der Bühnen. Bitte zeigen Sie Respekt vor der Kunst!" Dafür gibt es zurecht Applaus. Mich stört es ja immer massiv, wenn während der Vorstellung gefilmt oder fotografiert wird.
Da ich vorher nur die Aufzeichnung aus London gesehen habe, kannte ich die Lieder auch nur auf Englisch. Ich konnte mich aber schnell umstellen. Die Übersetzung finde ich gelungen.
Das Bühnenbild hat mich direkt überzeugt. Die gesamte Bühne ist praktisch die Titanic.
Im hinteren Bereich stehen die vier Schornsteine, außerdem die Brücke oben. Es gibt auch mehrere Etagen. Die Treppen haben Rollen und können so beliebig über die Bühne gefahren werden.
Zu Beginn liegen vereinzelt Dinge auf dem Boden, etwa die Mütze des Kapitäns und eine Schwimmweste, wie man auf dem folgenden Foto erkennen kann.
Je nach Szene werden verschiedene Orte mit verschiedenen Requisiten und anderen tragbaren Bühnenteilen dargestellt.
So erkennt man z. B. den Maschinenraum, in dem die Heizer ordentlich Kohle nachwerfen. Zusätzlich steigt Rauch auf.
Der Speisesaal der 1. Klasse wartet mit einem langen, gedeckten Tisch auf, an dem die reichen Passagiere gemeinsam mit dem Kapitän dinieren können. Alles sehr vornehm und gediegen.
Auf dem Deck der 3. Klasse wird dagegen auf den Tischen getanzt und gute Stimmung verbreitet. da werden für einen Moment die eigenen Sorgen vergessen. Im Song "In Amerika" erzählen nicht nur die drei Kates von ihren Träumen.
Im Funkraum erhält der Funker Bride ständig Warnungen über gesichtete Eisberge.
Immer wieder werden Reling-Teile auf die Bühne gebracht, an die sich die Passagiere an lehnen können. Meine Begleitung fand es besonders stimmig, dass diese Teile vom Ensemble in Besatzungs-Uniform getragen wurden.
Der erste Akt endet mit dem Zusammenstoß mit dem Eisberg. Diese Darstellung fand ich sehr beeindruckend. Von der linken Seite (Blickrichtung Publikum) schiebt sich ein gewaltiger Schatten über die Bühne. Die Musik wird immer lauter und bedrohlicher. Man möchte sich fast die Ohren zuhalten. Schließlich ist die gesamte Bühne dunkel, und es ist ein klirrendes Geräusch zu hören. Die Titanic hat den Eisberg gerammt.
Nach den 20 Minuten Pause erfolgt die erneute Durchsage, dass das Filmen und Fotografieren nicht gestattet ist und stört.
Jetzt ist es dann schon dunkel, und die Bühne kann entsprechend angestrahlt werden. So werden nun Bilder auf die Wände projiziert, wodurch der Eindruck, dass es ein Schiff ist, nochmals verstärkt wird. Wir sehen Bullaugen, Türen und getäfelte Wände. Einfach nur klasse.
Die Passagiere können noch nicht so recht glauben, was passiert ist und wundern sich, warum sie die Schwimmwesten anziehen sollen. Doch schon bald sind sie sich der Lage bewusst, in der sie sich befinden.
Die drei Kates und Jim, die Passagiere der 3. Klasse sind, versuchen verzweifelt, einen Weg zu den Rettungsbooten zu finden. Zum Glück läuft ihnen der Heizer Frederick über den Weg, und er zeigt ihnen, wie sie dorthin kommen.
Hier gibt es auch ein schönes Duett ("Drei Tage") zwischen Kate McGowan und Jim, was wirklich sehr berührend ist.
Die Szene mit dem letzten Rettungsboot hat mich richtig mitgenommen. Die Frauen wollen nicht ohne ihre Männer an Bord gehen. Doch die Familien werden getrennt. Das Lied, das dabei gesungen wird lautet "Wir sehen uns wieder".
Ida Straus entscheidet sich dazu, nicht ins Rettungsboot zu steigen. Sie möchte bei ihrem Ehemann Isidor zu bleiben. Da musste ich wirklich mit den Tränen kämpfen.
Die beiden sind einfach so ein süßes, tolles Paar. Sie sagt z. B. zu ihm: "Du bist immer noch ein gutaussehender Bursche." Er antwortet darauf: "Das muss ich ja wohl, wenn so eine tolle Frau wie du auch noch nach 40 Jahren mit mir zusammen ist."
Nicht zu vergessen die Szene an der Reling gegen Ende des zweiten Akts. Ida zittert. Isidor nimmt ihre Hände und pustet darauf. Sie sagt: "Spar dir doch deinen Atem." Er erwidert darauf: "Wofür denn?"
Da konnte ich einfach nicht mehr, und die Tränen flossen. Das habe ich noch nie erlebt, dass mich ein Stück so mitnimmt, dass ich weinen muss.
Am Ende werden die Überlebenden gerettet und haben Decken der Carpathia umhängen. Sie berichten von den Stunden des Untergangs. Davon haben sich insbesondere folgende Sätze in mein Gedächtnis festgesetzt: "Nach einer halben Stunden war es ruhig. Ich war erleichtert, dass ich die Stimmen der Ertrinkenden nicht mehr hören musste."
Das Musical ist aber nicht durchweg traurig und dramatisch. Es gibt zum Glück auch einige heitere Szenen und Dialoge, bei denen man auch mal lachen kann.
Dafür sorgen vor allem das Ehepaar Beane. Alice ist Passagierin der 2. Klasse, möchte aber viel lieber in die 1. Klasse und schleicht sich auch mal einfach auf das entsprechende Deck, um mit den Passagieren der 1. Klasse zu tanzen.
Die Kostüme sind hochwertig und wirken sehr authentisch, egal ob es sich um die Besatzung oder Passagiere handelt. Anhand der Kleidung erkennt man auch direkt, ob es reiche Passagiere sind oder ob sie lange gespart haben, um sich ein Ticket der 3. Klasse zu kaufen.
Der Ton war jederzeit gut. Ich habe immer alles gut verstanden.
Die Darsteller hatten alle tolle Stimmen und spielten sehr glaubwürdig. Ich habe alle ihre Rollen abgenommen. Die Darstellerin der Ida habe ich auch bei Ensemblenummern rausgehört. Meine Begleitung fand ihre Stimme am schönsten. Ich kann mich gar nicht entscheiden. Ich fand alle großartig.
Ich habe Filme über den Untergang der Titanic gesehen. Diese haben mich aber nicht so wie dieses Musicals mitgenommen. Ich habe mit den Passagieren mitgelitten. Die verschiedenen Schicksale haben mich berührt, egal, ob es die Passagiere aus der 3. Klasse, das Ehepaar Straus oder der Heizer waren.
Obwohl der Ausgang ja bereits bekannt war, war es trotzdem erschreckend, das Stück live zu sehen.
Die Inszenierung in Tecklenburg ist mein bisheriges Jahres-Highlight.
Für mich hat einfach alles gestimmt. Die Inszenierung für mich in einem Wort: PERFEKT!
Im September schaue ich mir das Musical in Mönchengladbach an und bin schon sehr gespannt, wie das Stück dort umgesetzt wird.
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