Veranstaltung: Hallo Dolly
Art der Veranstaltung: Musical
Ort: Wasserburg Bad Vilbel
Datum: 08.06.2025
Beginn: 18:15 Uhr
Einlass: 17:00 Uhr
Buchvorlage: The Matchmaker von Thornton Wilder
Besetzung:
Sonja Herrmann (Mrs. Dolly Gallagher Levi)
Matthias Schuppli (Horace Vandergelder)
Sascha Stead (Cornelius Hackl)
Alexander Plein (Barnaby Tucker)
Julia Steingaß (Irene Molloy)
Alice Veronese (Minnie Fay)
Lukas Schwedeck (Ambrose Kemper; Louie)
Rita Correia (Ermengarde; Hanley)
Thijs Snoek (Rudolph; Richter)
Annemarie Purkert (Ernestina)
Silvia Hofmann (Mrs. Rose)
Bastiaan Louis (Harry)
Zakaria Fleury (Manny; ein Handwerker)
Esmee Mardjan (Stanley)
Antonia Wortberg (Danny; Polizistin)
außerdem dabei: der Chor BelVoce.
Nachdem mir die drei besuchten Stücke letztes Jahr in Bad Vilbel so gut gefallen haben, wollte ich auch 2025 wieder zu den Burgfestspielen.
Hallo Dolly! sollte das erste Stück sein, das ich mir anschauen würde. Ich habe weder die Buchvorlage gelesen noch die Verfilmung gesehen. Ich wusste nur, dass es von einer verwitweten Heiratsvermittlerin handelt, die selbst einen Mann sucht.
Nachdem es bei der Hinfahrt regnete und der Himmel in Bad Vilbel zunächst nach weiterem Regen aussah, besserte sich das Wetter pünktlich zum Einlass.
Das Musical selbst sollte ja erst in einer Stunde anfangen, aber wir waren trotzdem früh genug da, damit wir noch in Ruhe etwas essen konnten. Das Essen, das dort angeboten wird, fand ich schon letztes Jahr so lecker.
Leider stand direkt hinter uns ein älteres, sehr ungeduldiges Paar, das sich keifend beschwerte, warum es nicht voranging. Dabei kamen sie uns unangenehm nahe, dass ich schon deren Atem im Nacken spürte.
Es gab zwei Schlangen: links und rechts. Wir standen rechts, wo es zunächst nicht voranging. Weil aber noch so viel Zeit war, konnte ich diese Ungeduld nicht verstehen. Der Mann wollte dann zur linken Schlange wechseln, aber die Frau meinte, sie würden ja rechts sitzen. Dann trat sie neben mich und keifte: "Warum geht das hier denn nicht weiter? Das ist ja eine Unverschämtheit!" Eine Unverschämtheit fand ich eher das Verhalten der beiden. Schließlich haben sie dann zur anderen Seite gewechselt.
Warum ging es zunächst nicht auf der rechten Seite weiter? Der Ticket-Scanner funktionierte nicht. Die Frau hat die Tickets deshalb von Hand kontrollieren müssen. Also nichts Tragisches.
Das Lustige war, dass das Paar dann direkt vor uns reinkam. Also viel gebracht hat der Wechsel nichts. Aber gut, hier soll es ja um das Musical gehen. Es wäre nur schön, wenn die Leute gelassener wären.
Wir saßen in der 10. Reihe auf der rechten Seite und hatten einen guten Blick auf die Bühne. Auf dieser waren vier Uhren in unterschiedlichen Größen aufgebaut. Außerdem stand auf der seitlichen Bühne eine Leiter. Über dem Raum, in dem das zehnköpfige Orchester saß, gab es den Schriftzug "The Harmonia".
Also ein eher schlichtes Bühnenbild auf den ersten Blick. Ich war gespannt, was es noch geben würde.
Das Stück spielt Ende des 19. Jahrhunderts. Dolly Levi hat sich vorgenommen, den reichen Horace Vandergelder zu heiraten, der aber scheinbar nichts davon hält und lieber die Hutmacherin Irene Molloy ehelichen will. Also nimmt sich Dolly vor, es selbst in die Hand zu nehmen.
Da das Stück vor 130 spielt und in den 1960er-Jahren erstmalig aufgeführt wurde, ist das Frauenbild natürlich anders als heute. So gibt es einen Song, in dem Vandergelder davon singt, dass er eine Frau sucht, die sich um den Haushalt kümmert und für sein leibliches Wohl sorgt. Wer bei dieser Inszenierung auf eine Anpassung hofft, wird enttäuscht werden.
Wer sich darauf einlassen kann, wird mit einem kurzweiligen Stück und so einigen Lachern belohnt.
Der Handlung kann man gut folgen, auch wenn man sich vorher nicht näher damit beschäftigt hat.
Die Kostüme haben mir gut gefallen. Sie passen zur Zeit. Minnie Fay sticht mit ihren farbenfrohen, blumigen Hosen hervor. Meine Begleitung meinte, dass das wahrscheinlich ihr spanisches Temperament unterstreichen sollte.
Dolly trägt zunächst einen schwarzen Überrock über ihrem roten Rock, legt ihn irgendwann aber ab. Das haben wir so interpretiert, dass sie nun bereit für eine neue Beziehung ist. Im Restaurant hat sie dann ihren großen Auftritt in einem goldenen Kleid.
Anhand der Kostüme, die die jeweiligen Personen tragen, lässt sich sofort die gesellschaftliche Stellung erkennen. Vandergelder ist immer vornehm gekleidet, während seine Angestellten Cornelius Hackl
und Barnaby Tucker einfache Kleidung tragen.
Die Uhren dienen je nach Szene für unterschiedliche Zwecke. Mal zeigen sie eben einfach nur die Uhrzeit an. Am Bahnhof werden Fenster geöffnet, und die Darsteller stellen sich dahinter, sodass man erkennt, dass es der Zug sein soll, mit dem sie nach New York fahren. Einfaches, aber wirkungsvolles Mittel.
Umgedreht zeigt eine mittlere Uhr einen Kellereinstieg und dient als Vandergelders Geschäft, während die andere mittlere und die kleine Uhr sich umgedreht in Irenes Hutgeschäft verwandeln.
In der Pause werden die Rückseiten der mittleren Uhren dann umgestaltet.
Der Schriftzug "The Harmonia" kann blau beleuchtet werden und zeigt, dass es die Außenwand vom Restaurant sein soll.
Die beiden mittleren Uhren-Rückseiten dienen nun als Kulisse des Restaurants, während die große Uhr in der Mitte für Dollys großen Auftritt sorgt. Sie ist mit blauen Leuchtröhren ausgestattet. Die Uhr kann geöffnet und eine Treppe hervorgefahren werden. Eben diese Treppe schreitet Dolly in einem goldenen Kleid herunter, wo sie von den Kellnern empfangen wird.
Das Bühnenbild hat mir sehr gut gefallen. Man konnte immer erkennen, was gerade dargestellt werden sollte. Die Bühne wirkte weder überladen noch hatte ich das Gefühl, dass es zu wenig Bühnenbild gab.
Auch die Requisiten wurden wirkungsvoll eingesetzt. Da denke ich vor allem, an die übergroßen Messer und Gabeln, mit denen Dolly und Vandergelder essen.
Alle Darsteller zeigten große Spielfreude und konnten uns mit ihren Stimmen und ihrem Schauspiel überzeugen. Es hat wirklich Spaß gemacht, ihnen dabei zuzuschauen.
Vereinzelt kam es vor, dass mal ein Mikro nicht rechtzeitig eingeschaltet wurde. Das war aber höchstens zwei oder dreimal und dauerte auch nur eine Sekunde. Ansonsten hat man alle gut verstanden.
Das Orchester bestand neben dem Dirigenten aus 10 Musikern. Sie spielten kraftvoll, ohne den Gesang zu übertönen.
Insgesamt hat mir das Musical sehr gut gefallen. Mir war es zu keiner Zeit langweilig.
Ich konnte der Handlung gut folgen. Sie war nicht verwirrend oder unlogisch. Der Humor kam auch nicht zu kurz.
Ein Klassiker mit eingängigen Melodien, der in Bad Vilbel mit einem engagierten, spielfreudigen Ensemble schwungvoll auf die Bühne gebracht wurde.